mir von den Demonstrationen gegen die Fahrpreiserhöhungen der Bremer Straßenbahn, bei denen im Januar 1968 tausende Schüler (und Studenten und Lehrlinge) in der Innenstadt Gleise blockierten und sich der Polizei widersetzten (sogar mit dem Erfolg einer teilweisen Zurücknahme der Erhöhungen). "Demonstration, was ist das?" - "Da hakt man sich so unter" - sie machte es vor - "läuft durch die Straßen und singt: Immer noch'n Groschen, immer noch'n Groschen, für die Bremer Straßenbahn".
Das war so eine eingängige Melodie, irgendein Volkslied, kennt man, komm ich jetzt aber nicht drauf, mal eben Hella anrufen. "Hella" - "Dicki. Sach ma, dies Lied von den Fahrpreiserhöhungen: [singt] Immer noch'n Groschen, immer noch'n Groschen, für die Bremer Straßenbahn - nach welcher Melodie issen das nochma?" - "Ach, genau, so ging das. Ja das ist doch krrrk fiiiiii plplpieppieppiep ..." - "Bist du noch da?" - "Ist krrrk fiiiii Störung fiiiii krrrk hallo?". Ja, hallo, soll wohl nicht sein.
Meine Schwester kam dann mal ziemlich blass nach Hause, im Januar 1968, 17 Jahr, blondes Haar, allerdings war sie nie blond. Muddi wollte wissen, was mit ihr los war. Naja, sie habe zum ersten Mal geraucht, davon sei ihr schlecht, "kotzelend". Muddi hat das geschluckt, aber ihre Tochter hat schon längst geraucht und es war das Tränengas der Polizei auf einer der Demonstrationen gegen die Fahrpreiserhöhungen ...
Ich hab meine Geschwister vergöttert und erzählte prompt meinen Kumpels in der Grundschule, wie man demonstriert. In der Hofpause hakten wir uns dann unter, Wilfried, Heiner, Michael und ich, und wir bahnten uns als Reihe einen Weg durch die umherschwirrenden Schüler und sangen: Immer noch'n Groschen, immer noch'n Groschen, für die Bremer Straßenbahn.
Der aufsichtführende Lehrer verdonnerte uns zu einem sofortigen Besuch beim Direx. Wir hätten andere Schüler angerempelt und so weiter. Stimmte auch. Aber es war doch nur ein Spiel von Kindern. Rüffel vom Direx, Strafpredigt: gepunktete Fliege, spärliches Haar, mäßiges Geigenspiel. Tränen. Es war verdammt nochmal doch bloß ein Spiel. Aber sie hatten Panik, damals, Januar 1968. - Die befürchtete Weltrevolution ist allerdings ausgeblieben.
Das war so eine eingängige Melodie, irgendein Volkslied, kennt man, komm ich jetzt aber nicht drauf, mal eben Hella anrufen. "Hella" - "Dicki. Sach ma, dies Lied von den Fahrpreiserhöhungen: [singt] Immer noch'n Groschen, immer noch'n Groschen, für die Bremer Straßenbahn - nach welcher Melodie issen das nochma?" - "Ach, genau, so ging das. Ja das ist doch krrrk fiiiiii plplpieppieppiep ..." - "Bist du noch da?" - "Ist krrrk fiiiii Störung fiiiii krrrk hallo?". Ja, hallo, soll wohl nicht sein.
Meine Schwester kam dann mal ziemlich blass nach Hause, im Januar 1968, 17 Jahr, blondes Haar, allerdings war sie nie blond. Muddi wollte wissen, was mit ihr los war. Naja, sie habe zum ersten Mal geraucht, davon sei ihr schlecht, "kotzelend". Muddi hat das geschluckt, aber ihre Tochter hat schon längst geraucht und es war das Tränengas der Polizei auf einer der Demonstrationen gegen die Fahrpreiserhöhungen ...
Ich hab meine Geschwister vergöttert und erzählte prompt meinen Kumpels in der Grundschule, wie man demonstriert. In der Hofpause hakten wir uns dann unter, Wilfried, Heiner, Michael und ich, und wir bahnten uns als Reihe einen Weg durch die umherschwirrenden Schüler und sangen: Immer noch'n Groschen, immer noch'n Groschen, für die Bremer Straßenbahn.
Der aufsichtführende Lehrer verdonnerte uns zu einem sofortigen Besuch beim Direx. Wir hätten andere Schüler angerempelt und so weiter. Stimmte auch. Aber es war doch nur ein Spiel von Kindern. Rüffel vom Direx, Strafpredigt: gepunktete Fliege, spärliches Haar, mäßiges Geigenspiel. Tränen. Es war verdammt nochmal doch bloß ein Spiel. Aber sie hatten Panik, damals, Januar 1968. - Die befürchtete Weltrevolution ist allerdings ausgeblieben.
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Aber heute lese ich dieses und weiß nun, daß in naher Zukunft die Fußballvereine Bätzing-Areas einrichten werden; ich lese dieses und mir wird die bittere Wahrheit eines für Übertreibung gehaltenen Songs klar.
Zen fascists will control you
100 % natural
You will jog for the master race
And always wear a happy face
[...]
Now it is 1984
Knock knock at your front door
It's the suede/denim secret police
They have come for your uncool niece
Come quietly to our camp
You'd look nice as a drawstring lamp
Don't you worry it's only a shower
For your clothes here's a pretty flower
[...]
California uber alles
California uber alles
California uber alles
Uber alles California
Dicki - am Di, 05. Februar 2008, 23:10 - Rubrik: deutsche kenneweiss
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Seit Jahren habe ich keine normalen jungen Türkinnen mehr gesehen, wenn überhaupt je. Sicher gibt es sie, aber anscheinend verstecken sie sich vor mir und werden schon wissen, weshalb sie das tun. Ich weiß es aber nicht.
Junge Türkinnen - wenn ich die fragte, würden sie gewiß sagen: "deutsche Staatsbürgerschaft, Alter", aber kommt es darauf an? Ich meine, bloß weil ihre Eltern einen Migrationshintergrund haben, muß man das nicht in den Vordergrund stellen.
Carmens Eltern sind aus Spanien eingewandert, als sie zwei Jahre alt war; sie ist Deutsche, weil sie die hiesige Kultur angenommen hat (und kritisch durchleuchtet, dieses Balg: mit Zwille bewehrt auf Demonstrationen gegangen!). Sie ist aber auch Spanierin, weil Herkunft und Tradition ihrer Eltern Teil ihres Lebens sind. Und sie spricht beide Sprachen sehr gut.
Spanien und Deutschland, das geht auch eher zusammen als Türkei und Deutschland. In Deutschland geborene Türken wachsen zwischen zwei einander fremden Kulturen auf, das ist schwer vereinbar; man spricht weder richtig deutsch noch richtig türkisch (Frauen als von Haus aus sprachbegabtere Menschen kommen da noch am ehesten zurecht), es ist schon ein Kreuz bzw. ein Halbmond. "Crescent" klingt in dem Zusammenhang gut, "cross and crescent", nicht wahr? Aber was wollte ich noch sagen ...
Junge Türkinnen also: entweder laufen sie verschleiert herum, aus Protest gegen unsere pornographierende Gesellschaft, oder sie takeln sich nuttig auf, aus Protest gegen rigiden Traditionalismus im Elternhaus. Beides ist verständlich, beides ist scheiße. Als ob es keine andere Möglichkeit gäbe. - Vielleicht gibt es wirklich keine?
Ich möchte jedenfalls nicht zwischen zwei Kulturen aufgewachsen sein und zu leben haben und bin froh, mich zur abendländischen Tradition bekennen zu können, genauer gesagt - da gibt es feine Unterschiede - zur aufgeklärten und weltoffenen abendländischen Tradition, denn man kennt doch auch die Schattenseiten, z.B. dies beknackte Körper-Seele-Scheinproblem, das ist schon ein Kreuz (und kein Halbmond).
Nein, für mich bitte keinen Migrationshintergrund. Zumal sich dieses Wort, scheinbar korrekt, verkappte Rassisten ausgedacht haben. Die ganze political correctness kommt von Leuten, die grundsätzlich schlecht von Anderen denken und dies zu tarnen versuchen. Türke, egal welcher Nationalität, also: Türke - das sagt doch etwas aus, das hat Würze, Romantik und Kultur. Migrationshintergrund - da kann man sich nur bekreuzigen oder ausrufen: "Ai, der Scheitan!"
Junge Türkinnen - wenn ich die fragte, würden sie gewiß sagen: "deutsche Staatsbürgerschaft, Alter", aber kommt es darauf an? Ich meine, bloß weil ihre Eltern einen Migrationshintergrund haben, muß man das nicht in den Vordergrund stellen.
Carmens Eltern sind aus Spanien eingewandert, als sie zwei Jahre alt war; sie ist Deutsche, weil sie die hiesige Kultur angenommen hat (und kritisch durchleuchtet, dieses Balg: mit Zwille bewehrt auf Demonstrationen gegangen!). Sie ist aber auch Spanierin, weil Herkunft und Tradition ihrer Eltern Teil ihres Lebens sind. Und sie spricht beide Sprachen sehr gut.
Spanien und Deutschland, das geht auch eher zusammen als Türkei und Deutschland. In Deutschland geborene Türken wachsen zwischen zwei einander fremden Kulturen auf, das ist schwer vereinbar; man spricht weder richtig deutsch noch richtig türkisch (Frauen als von Haus aus sprachbegabtere Menschen kommen da noch am ehesten zurecht), es ist schon ein Kreuz bzw. ein Halbmond. "Crescent" klingt in dem Zusammenhang gut, "cross and crescent", nicht wahr? Aber was wollte ich noch sagen ...
Junge Türkinnen also: entweder laufen sie verschleiert herum, aus Protest gegen unsere pornographierende Gesellschaft, oder sie takeln sich nuttig auf, aus Protest gegen rigiden Traditionalismus im Elternhaus. Beides ist verständlich, beides ist scheiße. Als ob es keine andere Möglichkeit gäbe. - Vielleicht gibt es wirklich keine?
Ich möchte jedenfalls nicht zwischen zwei Kulturen aufgewachsen sein und zu leben haben und bin froh, mich zur abendländischen Tradition bekennen zu können, genauer gesagt - da gibt es feine Unterschiede - zur aufgeklärten und weltoffenen abendländischen Tradition, denn man kennt doch auch die Schattenseiten, z.B. dies beknackte Körper-Seele-Scheinproblem, das ist schon ein Kreuz (und kein Halbmond).
Nein, für mich bitte keinen Migrationshintergrund. Zumal sich dieses Wort, scheinbar korrekt, verkappte Rassisten ausgedacht haben. Die ganze political correctness kommt von Leuten, die grundsätzlich schlecht von Anderen denken und dies zu tarnen versuchen. Türke, egal welcher Nationalität, also: Türke - das sagt doch etwas aus, das hat Würze, Romantik und Kultur. Migrationshintergrund - da kann man sich nur bekreuzigen oder ausrufen: "Ai, der Scheitan!"
Dicki - am Sa, 02. Februar 2008, 0:38 - Rubrik: Nachtgesaenge
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Vor genau 20 Jahren traten The Scarlet Letter im Union Pacific American Club auf und hatten ausnahmsweise mal einen amtlichen Sound, denn wir durften die Verstärker semi-professioneller Bands mitbenutzen und die Leute am Mischpult verstanden ihr Handwerk. Leider haben dieselben Leute voreilig die Aufnahmetaste gedrückt und unseren Soundcheck mitaufgenommen, wodurch das letzte Drittel unseres Konzerts nicht auf dem Mitschnitt ist.
Sehr schade, denn wir waren gut drauf, alle miteinander: Hella - Schlagzeug, Thomas Beling - Bass, Andrea Schrör - Gesang, Dicki - Gitarre. Obwohl ich mich dauernd verspielt habe und obwohl der Gesang nie den Liedern gerecht wurde. Und dann war da noch dieses prekäre Solo in Gloria in excelsis deo, da mußte man um jeden Ton zittern, so prekär war das.
Nach diesem Auftritt - als Teil eines Rhythm 'n' Blues-Festivals in einem vornehmlich von US-Soldaten besuchten Club, kurzfristig engagierter Ersatz - meinte ich, wir seien Exoten gewesen, Affen im Käfig, aber sei's drum. Der Mitschnitt hingegen dokumentiert Begeisterung nach unserem dritten Song ("Tanz der Vampire II"), juchzendes Tanzen bei "Blaue Ballerina", stürmischen Beifall nach "our most depressing song", und und und, und spätestens nach der Hälte unseres Sets war das Publikum mehrheitlich gespannt darauf, was wir noch Interessantes zu bieten hätten, und da wäre noch Einiges gekommen, wenn der Mitschnitt nicht mitten in "Psychedelischer Sommer", auf dem Höhepunkt des Songs, endete -
Ende des Tapes, Koitus interruptus, absolut nichts für Suizidgefährdete: das letzte Drittel unseres Auftritts ist unwiderruflich verhallt, damals, am 30. Januar 1988, 55 Jahre nach der Machtergreifung, und weiß Gott, wir hätten alles wieder gutgemacht ...
Sehr schade, denn wir waren gut drauf, alle miteinander: Hella - Schlagzeug, Thomas Beling - Bass, Andrea Schrör - Gesang, Dicki - Gitarre. Obwohl ich mich dauernd verspielt habe und obwohl der Gesang nie den Liedern gerecht wurde. Und dann war da noch dieses prekäre Solo in Gloria in excelsis deo, da mußte man um jeden Ton zittern, so prekär war das.
Nach diesem Auftritt - als Teil eines Rhythm 'n' Blues-Festivals in einem vornehmlich von US-Soldaten besuchten Club, kurzfristig engagierter Ersatz - meinte ich, wir seien Exoten gewesen, Affen im Käfig, aber sei's drum. Der Mitschnitt hingegen dokumentiert Begeisterung nach unserem dritten Song ("Tanz der Vampire II"), juchzendes Tanzen bei "Blaue Ballerina", stürmischen Beifall nach "our most depressing song", und und und, und spätestens nach der Hälte unseres Sets war das Publikum mehrheitlich gespannt darauf, was wir noch Interessantes zu bieten hätten, und da wäre noch Einiges gekommen, wenn der Mitschnitt nicht mitten in "Psychedelischer Sommer", auf dem Höhepunkt des Songs, endete -
Ende des Tapes, Koitus interruptus, absolut nichts für Suizidgefährdete: das letzte Drittel unseres Auftritts ist unwiderruflich verhallt, damals, am 30. Januar 1988, 55 Jahre nach der Machtergreifung, und weiß Gott, wir hätten alles wieder gutgemacht ...
Dicki - am Mi, 30. Januar 2008, 23:17 - Rubrik: in eigener Sache
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war die Luft in unserem Büro am Jahresanfang: gerade mal fünfundzwanzig Prozent Luftfeuchtigkeit (dank etlicher Pflanzen und mehrerer Wasserschüsseln auf den Heizkörpern nähern wir uns jetzt fünfzig Prozent). Weil das für die Atemwege ungesund ist, aber auch die Haut darunter leidet, sagte Carmen: "ich will mit 35 nicht aussehen wie 37".
Dicki - am Mo, 28. Januar 2008, 21:24 - Rubrik: in eigener Sache