heißt ein dreiteiliger Roman von Selma Lagerlöf, in dem ich seit einigen Tagen lese und der mir großes Vergnügen bereitet. Der erste Teil ist eine Gespenstergeschichte und das Lesen allein schon wegen des erzählerischen Bubenstücks wert, wie Bauer Bardson und seine Frau - in aller Unschuld! - dem toten General seinen geliebten Siegelring vom Finger stehlen. Der zweite Teil berichtet vom Erwachen einer liebenden Frau, die durch gemeinste Intrigen gehen muß, um zu begreifen, daß ihre Liebe niemals Erwiderung dort finden wird, wo sie es erwartet, und der dritte Teil - steht mir noch bevor, kann aber gar nichts mehr schief gehen, auch der wird mir gefallen.
Rundheraus gesagt: Selma Lagerlöf ist erstens eine kluge Frau, sie ist zweitens eine kluge Frau, die gut schreibt, und sie ist drittens eine kluge Frau, die gut schreibt und den Schalk im Nacken hat. Und darin gleicht sie Daphne du Maurier. Muß man nicht lesen, kann man aber unbesorgt, und wird es ganz sicher mit Genuß tun.
Rundheraus gesagt: Selma Lagerlöf ist erstens eine kluge Frau, sie ist zweitens eine kluge Frau, die gut schreibt, und sie ist drittens eine kluge Frau, die gut schreibt und den Schalk im Nacken hat. Und darin gleicht sie Daphne du Maurier. Muß man nicht lesen, kann man aber unbesorgt, und wird es ganz sicher mit Genuß tun.
Dicki - am Do, 04. Januar 2007, 23:59 - Rubrik: Musik und so weiter
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Heute morgen schon wieder eine Jesuserscheinung. Wenn die doch nicht so überfallartig kommen wollten. Aber gerade durch die Überrumpelung soll die Botschaft eingebimst werden. Heute: "Gebt dem Jäger, was des Jägers ist." Der Große Demokrat (früher nannte man das Bundeskanzler, ich kann mich noch erinnern) heißt Jäger. Tja, die Steuern werden wieder erhöht.
Als ich meine erste Erscheinung hatte und den Schwindel noch nicht durchschaute, sagte dieser Jesus: "Gebt dem Kaiser, was des Kaisers ist." Kam dann auch eine Steuererhöhung? Jedenfalls hieß der Große Demokrat Kaiser, so August 2013. Ach, man vergißt heutzutage so schnell. Hätte ich nicht voriges Jahr einen Packen Papier geerbt - aber pst! Und außerdem muß ich kleiner schreiben. Schreiben, es ist solch eine Wohltat ...
Klar liegt es an den Antennen. Auf der anderen Flußseite wurden die schon Januar 2013 aufgestellt; von dort kamen die ersten Berichte über Erscheinungen. Inzwischen steht in jedem Straßenblock eine und alle Leute haben diese Erscheinungen.
Hatte ich das schon aufgeschrieben? Ich weiß es jetzt nicht, man vergißt so schnell. Ich glaube, sie mengen dem Trinkwasswer etwas bei. Jedenfalls, ich kannte eine Bert oder Bernd oder - ach ja, Gerd. War Spezialist für Visiotronik, hochangesehen, Erlaubnis für Bücherbesitz, privater Terminalzugang. Eines Tages - präzise: 30. September 2013 - kam er so grau und mutlos die Straße entlanggeschlichen. Was denn sei? Er legte einen Finger auf seine Lippen und sah mich nur taurig an. Dann sprach er doch: Ich solle am folgenden Tag die Nachrichten verfolgen. Er sage nur soviel, daß sein Betrieb zuviele Mitarbeiter habe. Zuviele, das sprach er richtig höhnisch aus, ich höre es noch, sehe ihn noch vor mir.
Aber dann zuckte er nur die Achseln und schleppte sich weiter. Stand er unter Beobachtung, hat er sich mir deshalb nicht offenbart? Oder hatten wir doch kein Vertrauen, das heißt, nicht genügend Vertrauen zueinander? Am nächsten Tag: die Sozialwächter hatten bei Razzien wieder einige hundert Arbeitsscheue aufgespürt, die im üblichen Schnellverfahren abgeurteilt und dem Verwerter zugeführt wurden, ganz alltäglich eigentlich. Und dann erkenne ich auf einem der Bilder Gerd! Deshalb gibt es bei uns keine Arbeitlosen. - Hatte ich selbstverständlich aufgeschrieben, mindestens zweimal schon, gerade nachgesehen. Immer diese Angst, zu vergessen. Man dämmert so dahin.
Haha, wenn es mal einen Großen Demokrat namens Teufel geben sollte: "Gebt dem Teufel, was des Teufels ist." Oh ja, das würden sie fertigbringen. Und sich biegen vor Lachen.
Als ich meine erste Erscheinung hatte und den Schwindel noch nicht durchschaute, sagte dieser Jesus: "Gebt dem Kaiser, was des Kaisers ist." Kam dann auch eine Steuererhöhung? Jedenfalls hieß der Große Demokrat Kaiser, so August 2013. Ach, man vergißt heutzutage so schnell. Hätte ich nicht voriges Jahr einen Packen Papier geerbt - aber pst! Und außerdem muß ich kleiner schreiben. Schreiben, es ist solch eine Wohltat ...
Klar liegt es an den Antennen. Auf der anderen Flußseite wurden die schon Januar 2013 aufgestellt; von dort kamen die ersten Berichte über Erscheinungen. Inzwischen steht in jedem Straßenblock eine und alle Leute haben diese Erscheinungen.
Hatte ich das schon aufgeschrieben? Ich weiß es jetzt nicht, man vergißt so schnell. Ich glaube, sie mengen dem Trinkwasswer etwas bei. Jedenfalls, ich kannte eine Bert oder Bernd oder - ach ja, Gerd. War Spezialist für Visiotronik, hochangesehen, Erlaubnis für Bücherbesitz, privater Terminalzugang. Eines Tages - präzise: 30. September 2013 - kam er so grau und mutlos die Straße entlanggeschlichen. Was denn sei? Er legte einen Finger auf seine Lippen und sah mich nur taurig an. Dann sprach er doch: Ich solle am folgenden Tag die Nachrichten verfolgen. Er sage nur soviel, daß sein Betrieb zuviele Mitarbeiter habe. Zuviele, das sprach er richtig höhnisch aus, ich höre es noch, sehe ihn noch vor mir.
Aber dann zuckte er nur die Achseln und schleppte sich weiter. Stand er unter Beobachtung, hat er sich mir deshalb nicht offenbart? Oder hatten wir doch kein Vertrauen, das heißt, nicht genügend Vertrauen zueinander? Am nächsten Tag: die Sozialwächter hatten bei Razzien wieder einige hundert Arbeitsscheue aufgespürt, die im üblichen Schnellverfahren abgeurteilt und dem Verwerter zugeführt wurden, ganz alltäglich eigentlich. Und dann erkenne ich auf einem der Bilder Gerd! Deshalb gibt es bei uns keine Arbeitlosen. - Hatte ich selbstverständlich aufgeschrieben, mindestens zweimal schon, gerade nachgesehen. Immer diese Angst, zu vergessen. Man dämmert so dahin.
Haha, wenn es mal einen Großen Demokrat namens Teufel geben sollte: "Gebt dem Teufel, was des Teufels ist." Oh ja, das würden sie fertigbringen. Und sich biegen vor Lachen.
Dicki - am Mi, 03. Januar 2007, 22:10 - Rubrik: Nachtgesaenge
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In jenen Tagen, als König Abgus Männer von edler Abstammung um sich sammelte, da er nach hehrem Vorbild eine Tafelrunde einrichten wollte, stand es schlecht um das Ritterhandwerk. Drachen und Lindwürmer waren längst besiegt und vollständig ausgerottet; rettungsbedürftige Jungfrauen gab es so selten, daß oft nicht weniger als hundert Ritter darin wetteiferten, solch ein in Not geratenes Geschöpf zu befreien, wobei sie natürlich durch ihre blindwütige Konkurrenz die Sache völlig verdarben. Eine große Zahl Edelleute hatte sich den Kreuzzüglern zugesellt und war, wie die wenigen Heimkehrer berichteten, welche die Gemetzel im heiligen Land überlebt hatten, dem Blutdurst und der Vielweiberei verfallen, Angewohnheiten also, die nicht unbedingt den christlichen Tugenden zuzurechnen sind.
Diese Umstände versetzten König Abgus, Herrscher über das Reich Waterkant, in arge Beunruhigung. "Die Suche nach dem heiligen Gral - jener Schale, die das Blut Christi aufgenommen hat - ist zu einem Blutbad geworden; die Nachfolger des heiligen Georg stürzen Jungfrauen in desto größere Not, je zahlreicher sie deren Errettung ins Werk zu setzen trachten; die Nachfolger des heiligen Martin würden wohl gar den Bettler teilen statt des Mantels."
Die edle Gesinnung der Vorfahren, ihre Sittenstrenge und ihr Idealismus mußten wieder in ihr Recht eingesetzt werden. König Abgus wählte die schäbigsten Stücke aus seiner Kleiderkammer und die ärgste Schindmähre aus seinem Stall, um unerkannt durchs Land zu ziehen und die richtigen Gesellen für seine Runde zu finden; Männer von edlem Geblüt und vom alten Schrot und Korn.
Diese Umstände versetzten König Abgus, Herrscher über das Reich Waterkant, in arge Beunruhigung. "Die Suche nach dem heiligen Gral - jener Schale, die das Blut Christi aufgenommen hat - ist zu einem Blutbad geworden; die Nachfolger des heiligen Georg stürzen Jungfrauen in desto größere Not, je zahlreicher sie deren Errettung ins Werk zu setzen trachten; die Nachfolger des heiligen Martin würden wohl gar den Bettler teilen statt des Mantels."
Die edle Gesinnung der Vorfahren, ihre Sittenstrenge und ihr Idealismus mußten wieder in ihr Recht eingesetzt werden. König Abgus wählte die schäbigsten Stücke aus seiner Kleiderkammer und die ärgste Schindmähre aus seinem Stall, um unerkannt durchs Land zu ziehen und die richtigen Gesellen für seine Runde zu finden; Männer von edlem Geblüt und vom alten Schrot und Korn.
Dicki - am Di, 02. Januar 2007, 21:51 - Rubrik: Tafelrunde
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Zu den Errungenschaften der Menschheit zählen eindeutig auch Versprecher; sie gehören zu den kleinen Dingen, die das Leben angenehm machen können. Wie ein Sonnenstrahl blitzt solch ein Lapsus in einen grauen Tag und verbreitet stille Freude. Muddi: "Dies Jahr wohne ich hier schon fünfzig Jahre." - "Hast du Heiner [Sohn der früheren Hausbesitzer und jetziger Vermieter] schon Bescheid gesagt, daß er ein großes Fest für dich veranstaltet?" - "Och, den kriegt man ja gar nicht mehr zu sehen, und wenn, dann isses seine Frau."
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Kinder schräg gegenüber machten ein bißchen Feuerzauber mit Funkenfontänen, Leuchtkugeln und sprühend pfeifenden Sputniks. Und die hatten einen kleinen Hund dabei (für mich Laien war das ein junger Terrier), der aufgeregt herumlief und ganz nah an eine Batterie herantrippelte, die Leuchtkugel auf Leuchtkugel herausjagte. Er wollte es ganz genau wissen: weshalb da immer noch so ein Leuchtteil herauskommt, ob da nicht vielleicht ein kleiner Kobold drinsitzt. Beäugte und beschnüffelte das Ding, die Kinder riefen vergeblich und mußten ihn wegzerren, damit er sich nicht verbrennt.
Die Wißbegierde von Tieren macht mir Freude. Da gibt es ja noch die Geschichte von Pferden, die morgens auf ihrer Koppel einen großen, bunten Kinderball vorfinden. Natürlich meiden sie erstmal die Ecke, wo das fremde Etwas liegt. Dann kommen sie vorsichtig näher, eines wagt sich witternd vor, tritt mit dem Huf dagegen - huch! der Ball bewegt sich. Vorsichtshalber wieder Abstand nehmen, dann wieder nähern, nochmal treten. Allmählich haben sie den Kick bekommen, sich Tore aufgestellt und begonnen, Fußball zu spielen. Gut, vielleicht habe ich die Begebenheit ein ganz klein wenig ausgeschmückt, aber ich wollte nur sagen, daß die Viecher - alle Viecher - verdammt neugierig sind.
Sonst geht's mir gut. Prost Neujahr!
Die Wißbegierde von Tieren macht mir Freude. Da gibt es ja noch die Geschichte von Pferden, die morgens auf ihrer Koppel einen großen, bunten Kinderball vorfinden. Natürlich meiden sie erstmal die Ecke, wo das fremde Etwas liegt. Dann kommen sie vorsichtig näher, eines wagt sich witternd vor, tritt mit dem Huf dagegen - huch! der Ball bewegt sich. Vorsichtshalber wieder Abstand nehmen, dann wieder nähern, nochmal treten. Allmählich haben sie den Kick bekommen, sich Tore aufgestellt und begonnen, Fußball zu spielen. Gut, vielleicht habe ich die Begebenheit ein ganz klein wenig ausgeschmückt, aber ich wollte nur sagen, daß die Viecher - alle Viecher - verdammt neugierig sind.
Sonst geht's mir gut. Prost Neujahr!
Dicki - am Mo, 01. Januar 2007, 0:51 - Rubrik: meine Tiere
Als Kind mochte ich Silvester und mochte es auch wieder nicht: mitten in der Nacht wurde ich geweckt, schlich bibbernd und schlaftrunken ins Wohnzimmer, wo das Fest dann allerdings die Unbill gestörten Schlafes aufwog. Drei Reihen selbstgefertigter Wimpel schwangen quer durch die Stube und kreuzten sich unterm Kronleuchter, Papierschlangen hingen herum, Konfetti lag verstreut auf Tisch und Teppich, kecke Hütchen warteten darauf, unsere Häupter zu schmücken, Knallbonbons wurden gezogen, ich durfte Eierlikör probieren (dessen leicht bitteren Nachgeschmack ich nicht mochte), gegessen wurde Klaben und Hering, was weder das eine noch das andere enthielt, wir machten ein Spiel, um Mitternacht wurden die letzten Sekunden mitgezählt und noch vor den Domglocken setzten die Hörner der Schiffe im Hafen ein, wir stießen an, wünschten uns ein "frohes neues Jahr!" und schließlich begab man sich auf die Straße, wo sich alle Nachbarn versammelten und dem Feuerwerk beiwohnten, das allenfalls eine halbe Stunde währte, man aß noch ein wenig, trank noch ein Glas - und aus, ab ins Bett, das war's.
Das Geknalle gefiel mir nicht, übersensibel wohl, zu empfindliches Gehör oder was, jedenfalls erschrak ich bei jedem lauten Knall. Erst mit zehn zündete ich meinen ersten Kracher, und damit begann allmählich meine Rabaukenzeit. Der Nachbarsjunge, der (wirklich!) Jens Bollhorst hieß, böllerte schon mit 6 Jahren und hatte, wie sein Vater stolz sagte, gar keine Angst. Herr Bollhorst sah mich dabei ein bißchen schief an und fragte sich wohl, wie aus diesem ängstlichen Knaben mal was Richtiges werden sollte. Da hatte er vollkommen recht, denn meine spätere Männlichkeit war in der Hauptsache aufgesetztes Getue, das ich allmählich auch wieder sein ließ, ebenso wie das Geknalle.
Freude hatte ich aber wenigstens an Heulern, Matten, Gold- und Silberregen, Vesuv und bengalischen Hölzern. Und Knallerbsen. Knallerbsen finde ich immer noch gut. Knallerbsen. So nannten wir auch diese weißen, hohlen Beeren die im Herbst an bestimmten Sträuchern hängen und ein mattes "Ploff" von sich geben, wenn man sie auf den Boden schleudert. - Und nu wolln wer mal sehn, was das Volk in diesem Jahr an schönen Raketen in den Nachthimmel schießt. Bei rund hundert Millionen Umsatz sollte der eine oder andere Zeitgenosse auch etwas Edles erstanden haben: das will ich sehen. Der Rest wäre besser Schweigen.
Das Geknalle gefiel mir nicht, übersensibel wohl, zu empfindliches Gehör oder was, jedenfalls erschrak ich bei jedem lauten Knall. Erst mit zehn zündete ich meinen ersten Kracher, und damit begann allmählich meine Rabaukenzeit. Der Nachbarsjunge, der (wirklich!) Jens Bollhorst hieß, böllerte schon mit 6 Jahren und hatte, wie sein Vater stolz sagte, gar keine Angst. Herr Bollhorst sah mich dabei ein bißchen schief an und fragte sich wohl, wie aus diesem ängstlichen Knaben mal was Richtiges werden sollte. Da hatte er vollkommen recht, denn meine spätere Männlichkeit war in der Hauptsache aufgesetztes Getue, das ich allmählich auch wieder sein ließ, ebenso wie das Geknalle.
Freude hatte ich aber wenigstens an Heulern, Matten, Gold- und Silberregen, Vesuv und bengalischen Hölzern. Und Knallerbsen. Knallerbsen finde ich immer noch gut. Knallerbsen. So nannten wir auch diese weißen, hohlen Beeren die im Herbst an bestimmten Sträuchern hängen und ein mattes "Ploff" von sich geben, wenn man sie auf den Boden schleudert. - Und nu wolln wer mal sehn, was das Volk in diesem Jahr an schönen Raketen in den Nachthimmel schießt. Bei rund hundert Millionen Umsatz sollte der eine oder andere Zeitgenosse auch etwas Edles erstanden haben: das will ich sehen. Der Rest wäre besser Schweigen.
Dicki - am So, 31. Dezember 2006, 20:07 - Rubrik: in eigener Sache
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