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in eigener Sache

Während wir am Samstagabend im Garten saßen und den Vögeln lauschten, wie sie zwitscherten und pfiffen, drangen auch andere Geräusche zu uns; schweres Rumpeln vom Neustädter Hafen, das Tuckern eines Lastkahns und auch ein paar Fieptöne. Während wir anderen uns noch fragend ansahen, wußte Brigitte schon Bescheid: "Das ist ein Schiff, das rückwärts fährt."

Gestern wählte ich für den Heimweg die Route durch den Stadtwald, stieg bei dem kleine See vom Rad, steckte mir eine Zigarette an und schob am Ufer entlang, Schwärme daumengroßer dunkler Fische betrachtend. Ein Ehepaar Ende Fünzig kam mir radelnd entgegen, und der Mann sagte ermahnend: "Aber gut aufpassen mit der Zigarette!" - "Ja", erwiderte ich in meiner schlichten Art. - "Ja, aber wirklich aufpassen, wegen der Waldbrandgefahr!" - "Ich weiß, wie man sich im Wald zu verhalten hat", sagte ich ihnen, die mich mittlerweile passiert hatten, hinterher.

Der Mann hatte mich fast unentwegt angesehen und war dabei vom Kurs abgekommen, kollidierte mit seiner Frau und es folgte, was sich nicht angemessen beschreiben läßt, deshalb nur kurz angedeutet sei: In dem Bemühen, einen Sturz zu vermeiden, suchte er mit einem Bein Halt am Boden, aber die Balance war verloren; zunächst er, dann sie, kippten sie mit den Rädern, sanken, knieten, glitten nieder; er fand sich mit beiden Beinen im See stehen wieder, als seine Frau noch kämpfte, aber schließlich doch, nach einem letzten Moment des Ringens um Einhalt, mitsamt Rad in den See purzelte; all das in einer quälend langsamen Abfolge hilfloser, aber unverzagter Bewegungen bis zum nassen Ende. Ich stellte mein Rad ab, ging zu den Unglücksraben und half gemeinsam mit dem Mann der Frau aus dem Wasser, um dann auch ihr Rad zu bergen.

Da standen sie beide, pudelnass, mit alten Blättern, Halm und Schlamm verziert, nach Moder riechend; aber sie bedankten sich für meine Hilfe und schienen weiter nicht Schaden genommen zu haben, also ging ich meiner Wege. Fünfzig Meter weiter hatte ein Mann auf einer Parkbank das Geschehen mit breitem Grinsen verfolgt. "Wie im Film", sagte er amüsiert und schadenfroh. - "Besser." Er hatte schon recht, aber ein solch unentschlossenes, lahmes und linkisches Hinfallen kann auch der beste Schauspieler nicht spielen. Allen Gegnern des Rauchens aber sei gesagt, daß vier Menschen durch das Rauchen einer einzigen Zigarette zu einem bewegenden Erlebnis gekommen sind, was das Nichtrauchen auch von tausend Zigaretten niemals leisten könnte.

Auf der Toilette natürlich genau die Kabine erwischt, wo der Vorgänger, falsch! der Vorsitzende einen klumpigen braunen Streifen in der Schüssel hinterlassen hat. Manche Männer scheinen die Klobürste deshalb nicht zu benutzen, weil sie das Gerät nicht beschmutzen wollen.

den Hörer unverzüglich aufzulegen:
"Ja, hier der wahre Dicki?!"
"[Knack] Sie befinden sich in unserer Warteschleife-" Klack.
Wofür halten DIE sich denn?

Doch doch, drei Jahre sind es jetzt. Zur Feier des (gestrigen) Tages einer meiner liebsten.

Als Kind mochte ich Silvester und mochte es auch wieder nicht: mitten in der Nacht wurde ich geweckt, schlich bibbernd und schlaftrunken ins Wohnzimmer, wo das Fest dann allerdings die Unbill gestörten Schlafes aufwog. Drei Reihen selbstgefertigter Wimpel schwangen quer durch die Stube und kreuzten sich unterm Kronleuchter, Papierschlangen hingen herum, Konfetti lag verstreut auf Tisch und Teppich, kecke Hütchen warteten darauf, unsere Häupter zu schmücken, Knallbonbons wurden gezogen, ich durfte Eierlikör probieren (dessen leicht bitteren Nachgeschmack ich nicht mochte), gegessen wurde Klaben und Hering, was weder das eine noch das andere enthielt, wir machten ein Spiel, um Mitternacht wurden die letzten Sekunden mitgezählt und noch vor den Domglocken setzten die Hörner der Schiffe im Hafen ein, wir stießen an, wünschten uns ein "frohes neues Jahr!" und schließlich begab man sich auf die Straße, wo sich alle Nachbarn versammelten und dem Feuerwerk beiwohnten, das allenfalls eine halbe Stunde währte, man aß noch ein wenig, trank noch ein Glas - und aus, ab ins Bett, das war's.

Das Geknalle gefiel mir nicht, übersensibel wohl, zu empfindliches Gehör oder was, jedenfalls erschrak ich bei jedem lauten Knall. Erst mit zehn zündete ich meinen ersten Kracher, und damit begann allmählich meine Rabaukenzeit. Der Nachbarsjunge, der (wirklich!) Jens Bollhorst hieß, böllerte schon mit 6 Jahren und hatte, wie sein Vater stolz sagte, gar keine Angst. Herr Bollhorst sah mich dabei ein bißchen schief an und fragte sich wohl, wie aus diesem ängstlichen Knaben mal was Richtiges werden sollte. Da hatte er vollkommen recht, denn meine spätere Männlichkeit war in der Hauptsache aufgesetztes Getue, das ich allmählich auch wieder sein ließ, ebenso wie das Geknalle.

Freude hatte ich aber wenigstens an Heulern, Matten, Gold- und Silberregen, Vesuv und bengalischen Hölzern. Und Knallerbsen. Knallerbsen finde ich immer noch gut. Knallerbsen. So nannten wir auch diese weißen, hohlen Beeren die im Herbst an bestimmten Sträuchern hängen und ein mattes "Ploff" von sich geben, wenn man sie auf den Boden schleudert. - Und nu wolln wer mal sehn, was das Volk in diesem Jahr an schönen Raketen in den Nachthimmel schießt. Bei rund hundert Millionen Umsatz sollte der eine oder andere Zeitgenosse auch etwas Edles erstanden haben: das will ich sehen. Der Rest wäre besser Schweigen.

hieß es Ende der 60er Jahre auf großflächigen Werbeplakaten der Deutschen Bundesbahn. 'Wir nicht!' stand dann unter einem durch Wind und Wetter brausenden, E-Lok-getriebenen Zug. Heute reden auch alle vom Wetter, doch was ist bitteschön mit dem Klima?

Ende September säte sich in einem meiner Balkonkästen eine Kornblume ein, wuchs und gedieh, Anfang Dezember wagte sich eine Blüte hervor. Jetzt trägt das Gewächs drei Knospen, aus denen die blauen Spitzen der Blütenblätter naseweis hervorlugen. Vielleicht gehen die Knospen morgen auf? Und die Kornblume wird in Zukunft die typische Weihnachtspflanze sein? Ach was, reden wir nicht darüber. Wir brauchen mehr Wachstum, und da soll uns auch eine wachsende Kornblume recht sein. Frohes Fest!

seien wir, dachte wohl der freundliche Herr bei der BAgIS, der mir weiterhin Gelder zukommen lassen und zu diesem Zweck mein - karges - Gehalt mit dem Leistungsanspruch verrechnen wollte, obwohl ich, seiner Kollegin Aug' in Aug' gegenübersitzend, unlängst ganz eindeutig meinen Willen zur Abmeldung kungetan hatte (diese freundlich Grundeinstellung hielt ihn leider nicht davon ab, mir einen in dem heute den "Kunden" gegenüber gängigen ungezogenen Ton gehaltenen Brief zu schicken). Am Telefon konnte er gar nicht glauben, daß ich keine Leistungen (wie man im Jargon sagt) der BAgIS mehr in Anspruch nehmen will. "Sie sollten das erst durchrechnen lassen" und "Lassen Sie es besser erst prüfen" - Nein! Ich bin froh, mal wenigstens ein halbes Jahr lang Ruhe vor euch zu haben. Das sagte ich natürlich nicht in diesen Worten, wer weiß, sonst würden wir noch Feinde für's Leben.

Rückblickend ist es dann doch so gewesen, daß die Frauen beim Bäcker - die alten wie die jungen - mir auswichen und versuchten, mich nicht bedienen zu müssen. Vermutlich hatte ich beschlossen, dieses Verhalten zu ignorieren (solche Beschlüsse haben in meiner Familie Tradition), aber heute spitzte sich die Situation zu. Ich nehme an, weil meine Witzchen und Kalauer ihnen auf die Nerven gingen, hatten die Frauen sich allmählich entschieden, mir immer offener ihre Abneigung zu zeigen.

Als ich am Schaufenster der Bäckerei entlang mich dem Eingang näherte, nahm ich eine plötzliche Unruhe wahr, eine Hektik, ein Huschen. Kaum betrat ich den Laden, duckte sich die Neue (die dort nun auch schon seit fünf Jahren arbeitet) hinter den Tresen, die Bäckerin zog sich in die Backstube zurück und die Dralle wandte mir den Rücken zu und gab vor, Brote im Regal abzustauben - die letzten drei Brote, dazu noch ein halbes Baguette. Beschluß hin, Beschluß her - diese Derbheit ließ sich nicht mehr ignorieren.

"Aber, aber, meine Damen", sagte ich also, beruhigend, wie ich meinte, "ich will doch nur Ihr bestes ... " - da hob sich zaghaft ein Haarschopf hinterm Tresen, ein Brillenglas funkelte aus der Tür zur Backstube und die Dralle drehte das linke Ohr um fünfeinviertel Grad in meine Richtung - "... Brot". Schwupp! verschwand der Haarschopf, die Dralle zerkrümelte das halbe Baguette in ihren Klauen, die Bäckerin aber kam mit einem Reisigbesen aus ihrem Versteck und hätte mich damit ganz sicher verdroschen, wäre ich nicht eiligst zur Tür hinausgewitscht. Sie rief mir noch einigen Unflat hinterher, bis es ihr auf der Straße zu kalt wurde.

Das soll mir eine Lehre sein! Zu diesem Bäcker gehe ich nie wieder.

nicht mehr, und dank der nichtrauchenden Gesundheitsapostel lese ich heute auf meiner Tabakpackung: Rauchen in der Schwangerschaft schadet ihrem Kind. Leute, was bin ich froh, nicht schwanger zu sein!

 

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