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deutsche kenneweiss

tucker-20060713

It's exactly what Iran wants. And Iran is behind the terror attacks on Israeli forces. The whole thing is part of World War III, ladies and gentlemen. Islamic fascism against the West. That global conflict, unfortunately, is here for the foreseeable future. [mehr]


Daß Der Untertan von Heinrich Mann im Kaiserreich spielt und Leben und Aufstieg eines Unternehmers schildert, wird wohl noch bekannt sein. Daß diese Schilderung aber examplarisch ist und mehr über 'die Deutschen' erzählt, als ihnen auch heute noch lieb sein kann, macht seine Aktualität aus. Kurt Tucholsky bezog sich auf die Weimarer Republik, doch erkenne ich in seinen Worten - aus einer Literaturkritik über den Roman Der Untertan - eine erschreckende Allgemeingültigkeit:

Denn diese beiden Charaktereigenschaften [...] sind am Deutschen auf das subtilste ausgebildet: sklavisches Unterordnungsgefühl und sklavisches Herrschaftsgelüst. Er braucht Gewalten, Gewalten, denen er sich beugt, wie der Naturmensch vor dem Gewitter, Gewalten, die er selbst zu erringen sucht, um andere zu ducken. Er weiß: sie ducken sich, hat er erst einmal das 'Amt' verliehen bekommen und den Erfolg für sich. [...]

Die alte Ordnung, die heute noch genauso besteht wie damals, nahm und gab dem Deutschen: sie nahm ihm die persönliche Freiheit, und sie gab ihm Gewalt über andere. Und sie ließen sich alle so willig beherrschen, wenn sie nur herrschen durften! Sie durften.
[...] Und jeder strebte nur immer danach, so ein Amt, so eine Stellung zu bekommen - hatte er die, ergab sich das Übrige von selbst. Das Übrige war: sich ducken und regieren und herrschen und befehlen.

Die vollkommene Unfähigkeit, anders zu denken als in solchem Apparat, der weit wichtiger war denn alles Leben
[...]

Es ist ja nicht wahr, daß versipptes Cliquentum und gehorsame Lügner ewig und untrennbar mit unserem Lande verknüpft sein müssen. Beschimpfen wir die, loben wir doch das andre Deutschland; lästern wir die, beseelt uns doch die Liebe zum Deutschen. Allerdings: nicht zu diesem Deutschen da. Nicht zu dem Burschen, der untertänig und respektvoll nach oben himmelt und niederträchtig und geschwollen nach unten tritt, der Radfahrer des lieben Gottes, eine entartete species der gens humana.

Es war ein schöner Tag; ich pfiff vor mich hin, während ich die Straße entlangschlenderte. Die vier Jungs sahen aus, als seien sie ein bißchen älter als ich, vor allem aber sahen sie nach Ärger aus. Sie verstellten mir den Weg, umringten mich und musterten mich mit feindseligen Blicken. Der Anführer baute sich breitbeinig vor mir auf. "Was pfeifste denn da?" - "Eleanor Rigby, von den Beatles." - "Das ist ein scheiß antisemitisches Lied." Er starrte mich drohend an.

"Quatsch mit Soße." - "Werd hier mal nicht frech, du Arsch. Bin ich vielleicht ein Lügner, oder was?!" - "Du bist kein Lügner und das Lied ist nicht antisemitisch. Wie kommst du denn darauf?" Der Anführer stupste einen seiner Kumpane an: "Sag's ihm." Der Kerl grinste gemein und leierte monoton: "Eleanor Rigby, picks up the rice by a church where a wedding has been. Warum isse denn nicht in der Kirche. Weil se nich rein darf. Weil se Jüdin is. All the lonely people. Das sind die Juden. Where do they all come from. Wo komm' die alle her, wenn se doch umgebracht worden sind. Das ist Geschichtsrevisionismus, das ist Leugnung des Holocaustes."

Ich sah von einem zum andern. "Ihr habt doch nicht alle Tassen im Schrank." - "Du entschuldigst dich sofort dafür, daß du solche Nazilieder singst, und dann schwörst du, daß du das nie wieder tun wirst!" - "Was schwören - daß ich nie wieder dieses Lied träller oder mich nie wieder dafür entschuldige?" Der Anführer wirkte nicht unzufrieden. "Faschistensau, jetzt kriegst du Prügel." Und während sie auf mich losgingen, alle vier, mich schubsten, traten und schlugen, riefen sie: "Nie wieder Faschismus!"

Ich bin kein Kämpfer, deshalb hatten sie mich ruckzuck am Boden. Der Anführer nahm mich in den Schwitzkasten und zischte: "Du entschuldigst dich sofort." - Um es kurz zu machen, ich tat, was sie wollten. Sie wollten jemand demütigen, und das ist ihnen gelungen. So ein Triumphgefühl hält aber nur kurze Zeit an. Dann brauchen sie ein neues Opfer.

(via Nachdenkseiten) erfunden ist oder nicht, spielt keine Rolle, denn sie ist wahr, wie ich aus eigener Erfahrung weiß. Wahr (und eindeutig nicht erfunden) ist auch dies: der scheidende Geschäftsführer "meiner" ehemaligen Firma - die auf Deubel komm raus sparen wollte - ließ die gesamte Auflage einer Jubiläumsschrift zum 75-jährigen Bestehen - Hochglanz, Vierfarbdruck - einstampfen und neu drucken, weil man sich beim Datum seiner Inthronisierung um ein Jahr vertan hatte - was ihm gnädigerweise vielleicht schon vor der Drucklegung hätte auffallen können. Weitere Beispiele kastenimmanenter Unfähigkeit und Ignoranz führt Günter Ogger in seinem 1992 erschienenen Buch "Nieten in Nadelstreifen" an. Seitdem hat sich nichts zum Besseren verändert. Es ist nicht zu übersehen, daß Komplettidioten das Sagen im Land haben. "I tell you what" sagt beispielsweise Herr Middelhoff gerne zu englischsprachigen Geschäftskollegen. - Some Übermensch!

Lafontaine wirbt um Rechte

und der Wortlaut:

Lafontaine sagte am Rande der Abstimmung, bei den Wählern rechtsradikaler Parteien in Ostdeutschland handele es um verzweifelte Menschen, die aus Wut nicht gewusst hätten, wem sie ihre Stimme geben sollten. Auch diesen Menschen müsse die neue Linksparte ein Angebot machen. Rechte Politiker müssten angegriffen und gestellt werden. Ihre Wähler dürften aber „nicht gleich in diese Ecke gestellt“ werden, mahnte er.

Wer wollte da behaupten, es werde nicht objektiv berichtet.

In einem Buch über das Barockzeitalter wird eine Schrift gegen Hexen und Zauberer von 1581 zusammengefasst:

Ein Richter, der hier milde urteile, verdiene die Landesverweisung, und es entschuldige ihn mitnichten, wenn er behaupte, er könne das, was den Hexen zur Last gelegt werde, nicht glauben. Mit einem ordentlichen Gerichtsverfahren komme man Hexen und Zauberern ohnehin nicht bei. Hier reiche vielmehr eine "mutmaßliche Beweisung und Präsumption" zur Bestrafung aus. Wenn man etwa eine verdächtige Person aus dem Stall ihres Feindes kommen sehe, und wenig später stürbe das Vieh, brauche man keine Beweis mehr. Spitzeldienste und Denunziationen seien ein wichtiges Mittel zur Aufklärung solcher Verbrechen. Das Volk ängstige sich derart vor Hexen, daß es sich scheue, sie anzuzeigen. Daher solle man "in Brauch und Übung bringen, nach der löblichen Gewohnheit der Schotten und Mailänder, in den Kirchen einen eigenen Hexenstock aufzustellen." Darin könne dann ein jeder, ohne seinen Namen zu nennen, "ein gerollt Papierlein werfen, darinnen des Zauberers oder der Unholdin Namen, sammt dem Fall, so sich mit ihm oder ihr zugetragen, dem Ort, der Zeit, den Zeugen und anderen Umständen nach beschrieben." Man müsse auch in die Familien eindringen und Töchter gegen ihre Mütter, Söhne gegen ihre Väter aussagen lassen. Wenn man hier Rücksichten kenne, werde man der Hexen niemals Herr.

Durch die Inquisition wurden rund eine Million Menschen in Europa zu Tode gebracht.

Nach den Anschlägen in London wurden Schaubilder veröffentlicht, die Ort und Zeit der einzelnen Explosionen nannten. Die erste Bombe ging demnach um 8:51 Uhr hoch, die letzte um 9:47 Uhr morgens am 7. Juli 2005. Zwei Tage später berichteten die Medien, die Detonationen seien simultan erfolgt, innerhalb etwa 50 Sekunden. Nanu, fragt denn da niemand nach? Es gab doch jede Menge Augenzeugen, dazu Protokolle von Polizei und Rettungsdiensten, und vielleicht waren einige der Mobiltelefone, mit denen Überlebende und Schaulustige fotografierten, in der Lage, die aktuelle Uhrzeit ins Bild zu kopieren. Es ist also nachprüfbar, welche Version stimmt. Die Medien aber stimmen in den Tenor der einen wie der anderen Version ein, und sie werden auch eine dritte unisono und sotto voce herausposaunen.

Noch bevor die Sprengstoffexperten den verwendeten Sprengstoff ermittelt hatten, wußten die Medien bereits, daß die Bomben nur 10 pound brisante Stoffe enthielten (vermutlich englische pound, also nicht entsprechend 5 Kilogramm). Die Explosivkraft von beispielsweise 10 Pfund Dynamit ist aber eine ganz andere als von 10 Pfund C4, d.h. man muß zunächst die Art des Sprengstoffes kennen. Weshalb fragt niemand nach, was es mit dieser 10-Pfund-Meldung auf sich hat?

Dann wußten sofort alle, daß vermutlich Al Quaida für die Anschläge verantwortlich ist. Klar, diese Vermutung ist - nicht zuletzt aufgrund früherer Berichterstattung - naheliegend, wurde aber mit solcher Vehemenz vorgetragen und verbreitet, daß sie einer Gewißheit gleichkommt und Vermutungen in andere denkbare Richtungen von vornherein ausschließt. Jemand lanciert "Al Quaida", und die Presstituierten blöken es in die Welt; sie brauchen ihre Sensation, wie sie ihr Feindbild brauchen. Und so schreiben sie bereitwillig voneienander ab.

Es gibt hilfreiche Programme, mit denen sich Internetverbindungen verfolgen lassen. Vom eigenen PC über die Knotenpunkte hin zum Server, der die aufgerufene Website "hostet". Auch läßt sich feststellen, wer die Seite betreibt (mit Name, ggf. Firma, und voller Adresse). Man kann auch herausbekommen, was sonst noch auf dem Server läuft und was der Betreiber außerdem am Laufen hat - wenn man will. Den Medien war zu entnehmen, daß eine bisher unbekannte Gruppe der Al Quaida auf einer von Islamisten frequentierten Website sich zu den Anschlägen bekannt hat. Und, liebe Journalisten, habt ihr daraufhin euern Arsch in Bewegung gesetzt und diese Meldung verifiziert, hm? Nein, abgeschrieben habt ihr. Es bedarf keiner Zensur, es gibt nur eine Meinung. Denn eine Recherche findet nicht statt.

Juristen entscheiden darüber, was Kunst ist und was nicht, und was Kunst darf - und das darf nicht sein. Deshalb

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klick und lies

wäre eine gute Überschrift für das dreiteilige Interview mit Joachim C. Fest gewesen, doch SpOn hat sich für das reißerische "Ist Reich-Ranicki noch bei Trost?" entschieden und eine geradezu inquisitorische Befragung durchgeführt, der Fest aber locker widerstanden hat ohne unhöflich zu werden; ein Charakter eben. Ein Beispiel für den Stil des - hmnja - Gesprächs:

SPIEGEL: Das klingt so, als wollten Sie Hitlers Diktatur moralisch nicht verurteilen?

Fest: Das "Dritte Reich" hat mir moralisch nichts zu sagen. Dass man Menschen nicht grundlos einsperren und schon gar nicht totschlagen darf, sind Selbstverständlichkeiten. Geht es Ihnen anders? Das "Dritte Reich" hat mir politisch etwas zu sagen. Und es hat mir zu sagen, dass das hochherzige Menschenbild der Aufklärung falsch war.

Meinetwegen soll die SPD ihre Neuwahlen haben; gerne kann der Schröder vors Wahlvolk treten und sein mehrfach erprobtes und bewährtes Ultimatum stellen: Wenn ihr mir nicht geschlossen zustimmt, trete ich ab. Warum denn nicht, nicht? Aber mit der Verfassung gibt's da Probleme irgendwie. Zuletzt hat 1983 die Regierung Kohl mit einem nicht ganz astreinen Mißtrauensvotum (na klar: getürkt aus Machtkalkül, weiß doch jeder) vorzeitige Neuwahlen herbeigeführt. Damals drückte das Bundesverfassungsgericht alle Augen zu, legte aber Bedingungen fest, unter denen es künftige Neuwahlbeschaffungsaktionen als verfassungswidrig ansehen werde.

Und da knallt die SPD voll rein. Aber ausgerechnet ein Verfassungsrechtler erklärt, mit welchem Dreh die Verfassung umdribbelt und das Bundesverfassungsgericht ausgetrickst werden soll, nicht zufällig* auf Spiegel Online. Rein formal: es wird jetzt also öffentlich diskutiert, wie man den Verfassungsbruch bewerkstelligt. Das wissen dann natürlich eventuelle Kläger und auch das Bundesverfassungsgericht, aber es wird dennoch juristisch nicht mit ausreichender Gewißheit zu beweisen sein, also formaljuristisch. Obwohl selbstverständlich jeder weiß: das ist Verfassungsbruch mit Vorankündigung, also nicht mal aus Versehen oder aus Fahrlässigkeit.

So, nu aber inhaltlich. Der Verfassungsbruch sei gerechtfertigt, rechtfertigt der Verfassungsrechtler, weil die Verfassungsväter (Mütter gab's da aber auch, Herr SpOn) eine Lücke gelassen, aber nicht gewollt hätten. Die waren eben weniger klug als der rechtfertigende Verfassungsrechtler, der das alles ganz klar sieht: die Blockadesituation - Bundestag mit Regierungsmehrheit, Bundesrat mit Oppositionsmehrheit - habe niemand gewollt, und deshalb sei das eigentlich verfassungswidrige Neuwahlbeschaffungsmißtrauensvotum gerechtfertigt, so der Verfassungsrechtler.

Erstens jedoch haben die Verfassungsverfasser (also die Mütter und Väter des Grundgesetzes) eine solche Möglichkeit ganz sicher in Betracht gezogen, einfach weil es eine Moglichkeit ist und sie in ihrer Gesamtheit weniger dummdreist waren als die heutigen Verfassungsbruchplaner und -rechtfertiger, zweitens glaubten sie daran, daß eine solche Situation zu einem Interessenausgleich, zu Kompromissen im Interesse des Staates Bundesrepublik Deutschland und seiner Bevölkerung führen werde. Wenn die Regierung Gesetze nicht ohne Zustimmung der Opposition verabschieden kann, muß sie sich eben mit der Opposition einigen, wo ist da eigentlich das Problem - unter Demokraten?

Das tolldreiste an dieser Geschichte aber ist, daß hier erstmals die Nation in die Planung eines Verfassungsbruchs einbezogen und de facto zu Komplizen gemacht wird. Und wenn sie damit durchkommen, die Herren Verfassungsbruchplaner, dann haben sie ganz schnell eine Wunschliste bei der Hand voller angeblich gerechtfertigter verfassungswidriger Änderungen, die geltendes Recht zu Makkulatur machen und ein neoliberales Unrecht installieren. - Mann, ich werd noch zum Verfassungsschützer!

*Wie es der Zufall so will, wird im Artikel für ein Buch des Herrn Verfassungsrechtlers geworben - mit Abbildung. Allerdings fehlt der Link zu amazon.de .

 

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